Wie ich die halbe Belegschaft der Neuseeländischen Einwanderungsbehörde kennengelernt habe
Ein Paar wenigen sollte aufgefallen sein, dass wir Lüneburg noch länger als geplant beehren durften. Das teure O wollte uns nicht so einfach gehen lassen. Nachdem der Abflug am 03. wegen des Malheurs nichts wurde, begann der weitaus anstrengendere Teil: Ewige Gespräche mit der Fluggesellschaft und dem Neuseeländischen Immigration Center. Was uns dabei für eine psychische Belastungsprobe auferlegt wurde, entfaltete sich erst in den nächsten Wochen. Es könnte doch so einfach sein. Macht das O im Visum ein wenig spitzer und schon wäre es eine 0, alles super. Doch wo wäre da der Spaß? Der Anruf beim ersten freundlichen Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde endete in einer Mail, mit der Bitte das Visum zu ändern (angebliche Bearbeitungszeit von wenigen Tagen). Der erste Ball war gespielt. Der Rückpass ließ auf sich warten. So verstrich bereits der zweite Flugtermin am folgenden Freitag.
Am Montag, im Schein einer Straßenlaterne in Schwerin (Die Zeitverschiebung ermöglicht es einem, morgens als allererstes um 06:00 bei den Neuseeländern in der Leitung zu sein, während man selber bald ans schlafen gehen denkt), wagten wir eine weitere freundliche Angabe. Eine Dringlichkeitsmail an meinen persönlich zugeteilten Immigration Officer wurde vom Support verfasst, mit der Aussicht auf eine Antwort, den Rückpass, am nächsten Tag. Der nächste Tag verstrich, weitere Angabe. Diesmal solle das Visum sogar noch am selben Tag geändert werden. Wieder Hoffnung und Zuversicht dass es diesmal bestimmt klappt mit dem Rückpass. Und wieder Enttäuschung. Auf Nachfrage, am Abend des selben Tages (nächster Morgen für mich), kommt die Aussage “Ist in Bearbeitung, ich kann da leider nichts mehr tun”. Der nächste Flugtermin rückte immer näher.
Ein Tag blieb noch. Also: Krisengespräch und Entschluss den Englischlehrer und Profi-Ping-Ponger Christian 12h vor dem Flug noch einmal ordentlich einen Ball übers Netz schmettern zu lassen. Mit Bestimmtheit und eindrücklichen Schilderung der Dringlichkeit ließ sich aber nur bedingt etwas erreichen, das System ist leider so absurd, dass man über den normalen Support nicht hinweg setzten kann. Kein Manager, nicht mein Immigration Officer, an niemanden konnte man uns weiterleiten. Uns wurde versprochen, dass die nette Supportdame alles in ihrer Macht stehende tun würde um den Officer von der Dringlichkeit zu überzeugen und der Aussicht, dass in der nächsten Stunde endlich ein Rückpass kommen könnte. Auf die bisherigen Spielversuche rückblickend war die Chance gering, es wurde also das ein oder andere Bier geköpft und über die schlechte Leistung des Immigration Centers gelästert.
Was sich mittlerweile nämlich abzeichnete ist die völlig unverständliche Organisation dieses Ladens. Jeder Antragsteller kriegt einen Immigration Officer zugewiesen, und auch nur der wird sich um deine Anliegen kümmern. Zwischen den Zeilen in den Gesprächen wurde jetzt langsam deutlich, dass mein persönlicher Officer die letzten Wochen im Urlaub war, und deshalb einfach nichts bearbeitet wurde. Kein Wunder, dass da kein Ball zurück kam. Nicht mit Aussicht auf Erfolg noch eine letzte Angabe, fürs Gefühl man habe alles getan. Auch wieder Versicherungen man werde alles tun den Officer zu erreichen. Frustriert, vom Stress zermürbt und genervt war jetzt eig klar, dass wir nochmal den Flug umbuchen müssten. Doch anstatt das noch direkt zu machen, wollten wir dem Immigration Center wenigstens noch eine Chance geben den Ball zu treffen und bis 6h vor dem Flug warten. Also: Wecker auf 04:30 gestellt und ab ins Bett. Zumindest für mich, Anton der tapfere Krieger blieb wach.
04:30 Wecker klingelt. Erster Blick geht aufs Handy. Nichts neues. Abgesehen von einer neuen Mail im Spam ordner. Ein Hammerkredit von Smava? Eine Möglichkeit 2.000.000 zu gewinnen? Nein. Absender: Immigration Center. Kopfzeile: Deine Konversation mit dem Immigration Center. Verdammt. Wahrscheinlich einfach ein Gesprächsprotokoll. Ein Anhang? “Klick” The transfer of your visa to a new passport has been approved. Bam. Der Ball trifft mich mit voller Wucht ins Gesicht. Es gibt anscheinend doch noch Wunder auf dieser Welt. 8h vor dem Flug, war endlich sicher, dass wir fliegen können. Niemand hätte damit gerechnet. Aber es ist passiert. Zum Ende hat das Schicksal es doch noch gut mit uns gemeint. Ich schreibe diese Zeilen gerade aus dem Flieger nach Helsinki, unserem ersten Zwischenstopp. Wir können es beide noch nicht glauben. Check in, Sicherheitskontrolle, Boarding. Alles reibungslos. Jetzt kann es endlich losgehen!!! So kann man sich den finnischen Blaubeersaft schmecken lassen und der Stress und die Frustration ist endlich Aufregung und Vorfreude gewichen. Auf dass die nächsten Blogeinträge positiver und kompakter werden, cheers!

